Agentische Browser: Copilot im Web

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Lisa Ernst · 29.09.2025 · Technik · 5 min

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Webbrowsern verändert die Art und Weise, wie wir online interagieren. Browser entwickeln sich von reinen Informationslieferanten zu aktiven Assistenten, die Aufgaben übernehmen und den Nutzern mehr Kontrolle über ihre digitale Umgebung geben. Dieser Wandel wird durch die Initiativen von Microsoft mit Edge und Google mit Chrome vorangetrieben.

Einführung

Wenn von "Copilot im Browser" die Rede ist, bedeutet dies, dass die KI nicht nur im Chat agiert, sondern sichtbar im Browserfenster handelt. Sie liest geöffnete Tabs, klickt Schaltflächen, fasst längere Texte zusammen und führt einfache Aufträge aus, während Nutzer zusehen und eingreifen können. Microsoft nennt dies im Edge-Browser den "Copilot Mode", einen experimentellen Modus, der Kontext über mehrere Tabs nutzt, Spracheingaben versteht und schrittweise mehr Aktionen erlaubt – immer optional und unter Kontrolle der Nutzenden. Google beschreibt für Chrome Ähnliches: Gemini soll über Tabs hinweg vergleichen und demnächst Aufgaben wie Termin- oder Einkaufsbuchungen übernehmen, wobei die Kontrolle beim Nutzer bleibt.

Aktueller Stand

Am 28. Juli 2025 stellte Microsoft den "Copilot Mode" in Edge vor. Dieser umfasst einen neuen Startscreen mit Eingabefeld für Chat, Suche und Navigation, Multi-Tab-Kontext, Sprachsteuerung und perspektivisch weitergehende Aktionen nach ausdrücklicher Freigabe. Der Modus ist kostenlos, aber "für begrenzte Zeit" und rein optional.

Am 23. September 2025 erklärte Microsofts AI-Chef Mustafa Suleyman in einem Gespräch, Edge solle sich zu einem "true agentic browser" entwickeln – "fast wie ein kleiner Engel auf deiner Schulter", der Reviews liest, Preise vergleicht und Forschungsergebnisse synthetisiert, sichtbar und jederzeit unterbrechbar. Microsoft plane keinen neuen Browser, sondern eine optionale Erfahrung in Edge.

Copilot in Microsoft Edge fasst den Inhalt einer Webseite zusammen und demonstriert damit seine 'agentischen' Fähigkeiten.

Quelle: guidingtech.com

Copilot in Microsoft Edge fasst den Inhalt einer Webseite zusammen und demonstriert damit seine 'agentischen' Fähigkeiten.

Google kündigte am 18. September 2025 den Ausbau von Gemini in Chrome an, inklusive agentischer Fähigkeiten wie das Buchen eines Haarschnitts direkt auf Webseiten in den kommenden Monaten. Als Konkurrenz veröffentlichte Perplexity am 9. Juli 2025 mit "Comet" einen eigenständigen KI-Browser, der Aufgaben delegieren und Arbeitsabläufe automatisieren soll.

Analyse und Motivation

Dieser Schritt der Browser-Entwicklung hat mehrere Motive. Erstens die Produktivität: Edge soll lästige Klickarbeit übernehmen, während Nutzer zusehen und steuern. Dies spart Zeit und schafft Vertrauen durch Transparenz im Frontend statt einer "Black Box" im Hintergrund, wie Mustafa Suleyman betont (The Verge).

Zweitens das Ökosystem: Microsoft integriert die KI in den existierenden Browser, um dessen Verbreitung und die Nähe zu Windows zu nutzen, anstatt ein neues Produkt durchsetzen zu müssen (The Verge).

Vielfältige Interaktionsmöglichkeiten: Copilot in Edge bietet verschiedene Konversationsstile und Funktionen für eine personalisierte Nutzererfahrung.

Quelle: learn.microsoft.com

Vielfältige Interaktionsmöglichkeiten: Copilot in Edge bietet verschiedene Konversationsstile und Funktionen für eine personalisierte Nutzererfahrung.

Drittens die Webökologie: Wenn Agenten Webseiten tatsächlich besuchen, bleiben Publisher-Besuche und Attribution grundsätzlich erhalten, anders als bei rein generativen Antworten ohne Klick (The Verge).

Viertens der Wettbewerb: Google zieht Chrome mit Gemini in eine ähnliche Richtung und signalisiert baldige agentische Automationen, was den Druck erhöht (Google Blog).

Quelle: YouTube

Fakten und Unklarheiten

Belegt: Microsoft bietet in Edge einen experimentellen Copilot Mode mit Multi-Tab-Kontext, Sprachsteuerung, optionaler Nutzung und klaren Hinweisen, wenn Copilot Kontext nutzt. Zusätzliche Aktionen kommen nur mit ausdrücklicher Erlaubnis.

Belegt: Microsoft plant keinen neuen AI-Browser, sondern baut Edge zum "agentischen Browser" aus. Suleyman spricht vom "kleinen Engel", von sichtbaren Schritten und von Nutzerkontrolle.

Belegt: Google kündigt für Chrome agentische Fähigkeiten an, etwa Buchungen, die Gemini auf Webseiten ausführt, stoppbar und unter Kontrolle der Nutzenden.

Die Evolution der KI im Browser: Vom Bing Chat-Symbol zum neuen Copilot-Icon in Microsoft Edge.

Quelle: vrogue.co

Die Evolution der KI im Browser: Vom Bing Chat-Symbol zum neuen Copilot-Icon in Microsoft Edge.

Unklar: Wie schnell und in welchen Ländern die vollen Edge-Funktionen ausgerollt werden, da Microsoft "für begrenzte Zeit kostenlos" sagt und Features "bald" bzw. "coming soon" nennt, ohne genaue Roadmap (Microsoft Blog).

Unklar: Wie Publisher-Attribution und Consent bei komplexen Agentenaktionen standardisiert werden. Microsoft betont zwar echte Seitenbesuche, konkrete Messstandards nennt das Interview nicht (The Verge).

Falsch/Irreführend: "Zwangs-KI" in Edge – laut Microsoft ist der Modus optional und kann jederzeit deaktiviert werden; der Standard-Edge bleibt erhalten (Microsoft Blog).

Irreführend wäre auch der Eindruck, Chrome könne heute vollautomatisch einkaufen – Google spricht von "in den kommenden Monaten" und betont Unterbrechbarkeit und Kontrolle (Google Blog).

Quelle: YouTube

Auswirkungen und Fazit

Für Nutzerinnen und Nutzer bedeutet agentisches Browsen eine Ersparnis an Klickarbeit – etwa beim Vergleichen von Produkten oder beim Recherchieren über mehrere Tabs – solange Rechte bewusst vergeben und Sichtbarkeit erhalten bleiben (Microsoft Blog).

Für Teams in UX, SEO und Conversion heißt das: Journeys verschieben sich vom klassischen SERP-Hopping hin zu "on-page" Agentenaktionen. Relevanzsignale, Klartext-Preise, strukturierte Daten und transparente Rezensionen werden noch wichtiger, weil Agenten genau diese Elemente lesen und verarbeiten (Google Blog). Es ist ratsam, Datenschutzhinweise und Steuerungsmöglichkeiten zu prüfen, beispielsweise die Microsoft Privacy Statement Seite für Copilot-Funktionen.

Copilot im Browser ist nicht nur ein neues Chatfeld, sondern ein Rollenwechsel: Die KI agiert sichtbar mit dir im Tab, bleibt optional und verspricht weniger Klickarbeit bei mehr Kontrolle (Microsoft Blog). Microsoft positioniert Edge als agentischen Browser und legt Wert auf Transparenz und Publisher-Traffic, während Google Chrome Gemini in ähnliche Richtung schiebt (The Verge, Google Blog). Für euch heißt das: Inhalte so aufbereiten, dass Menschen und Agenten sie sofort verstehen – klar, strukturiert, prüfbar.

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