Albanien: KI-Minister Oktober 2025

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Lisa Ernst · 29.10.2025 · Technik · 4 min

Die Meldung, Albaniens digitale Ministerin Diella sei "schwanger" und erwarte 83 "Kinder", sorgte für Aufsehen. Premierminister Edi Rama nutzte diese Metapher beim Berlin Global Dialogue am 25. Oktober, um die Einführung von 83 digitalen Assistenten für Abgeordnete seiner Sozialistischen Partei zu verkünden. Diella ist kein Mensch, sondern ein staatliches KI-System, das seit Anfang 2025 Bürgerinnen und Bürgern über das e-Albania-Portal bei der Dokumentenbeantragung unterstützt. Im September 2025 wurde Diella zusätzlich zur "Ministerin" für Künstliche Intelligenz ernannt, zuständig für das öffentliche Beschaffungswesen, mit dem Ziel, Korruption zu bekämpfen.

Einführung

Die Aussage des albanischen Premierministers Edi Rama, die KI-Ministerin Diella sei "schwanger" mit 83 "Kindern", hat international für Aufmerksamkeit gesorgt. Diese Formulierung, die am 25. Oktober beim Berlin Global Dialogue fiel, bezieht sich auf die geplante Einführung von 83 digitalen Assistenten für Abgeordnete der Sozialistischen Partei Albaniens. Diella ist keine menschliche Ministerin, sondern ein staatliches KI-System. Ihre Ernennung zur "Ministerin" für Künstliche Intelligenz mit Zuständigkeit für das öffentliche Beschaffungswesen erfolgte am 11. September 2025, mit dem erklärten Ziel, Korruption, Bestechung und Klüngel in Ausschreibungen zu bekämpfen.

Hintergrund

Diella wurde in Kooperation mit Microsoft entwickelt und war ursprünglich als virtueller Assistent auf dem e-Albania-Portal im Einsatz, um Bürgerinnen und Bürgern ab Anfang 2025 bei der Beantragung von Dokumenten zu helfen. Die Ernennung zur "Ministerin" für Künstliche Intelligenz ist ein weiterer Schritt in der Digitalisierungsstrategie Albaniens. Die Regierung sieht darin ein Mittel, um die Transparenz und Integrität im öffentlichen Beschaffungswesen zu erhöhen. Die Einordnung dieses Schrittes reicht von symbolischem Marketing bis zu ernsten Governance-Fragen.

Aktueller Stand

Beim Berlin Global Dialogue verkündete Premierminister Rama, Diella sei "zum ersten Mal schwanger" und erwarte 83 "Kinder". Damit sind 83 individuelle KI-Assistenten gemeint, die den Abgeordneten der Sozialistischen Partei, welche bei der Wahl am 11. Mai eine Alleinmehrheit errangen, zur Seite gestellt werden sollen. Diese Assistenten sollen Sitzungen protokollieren, Inhalte zusammenfassen und Handlungsvorschläge liefern, wie Medienberichte aus jener Zeit festhalten. Der Auftritt Ramas mit Diella in Berlin ist auf der Regierungsseite dokumentiert. Das übergeordnete Ziel der Ernennung Diellas zur Ministerin ist es, Vergaben "100 % frei von Korruption" zu gestalten.

Quelle: YouTube

Analyse

Die Motive für diesen Schritt sind vielschichtig. Innenpolitisch adressiert die Regierung das hohe Korruptionsrisiko im albanischen Beschaffungswesen. Eine KI als "Schiedsrichter" verspricht Transparenz, zumindest kommunikativ. Aus EU-Perspektive signalisiert Albanien mit Diella eine moderne Staatsführung, um das Beitrittstempo hochzuhalten. Die EUISS warnt jedoch vor Lücken bei Legitimität, Nachvollziehbarkeit und Cybersicherheit. Die Metapher "schwanger mit 83 Kindern" erzeugt maximale Viralität, birgt aber auch Missverständnisse, da es sich faktisch um 83 modulare KI-Helfer handelt und nicht um biologischen "Nachwuchs".

Quelle: YouTube

Premierminister Edi Rama und die KI-Ministerin Diella bei ihrer Vorstellung.

Quelle: drcommodore.it

Premierminister Edi Rama und die KI-Ministerin Diella bei ihrer Vorstellung.

Reaktionen und Auswirkungen

Die Opposition kritisiert Diellas Status als verfassungsrechtlich fragwürdig und bezeichnet ihn als politisches Theater. Der Demokratenführer Gazmend Bardhi verweist auf offene Rechtsfragen, wie AP dokumentiert. Analytikerinnen der EUISS sehen Chancen für die EU-Konvergenz, mahnen aber strenge Aufsicht, Transparenz und digitale Souveränität an, insbesondere da wohl US-Technologie zum Einsatz kommt. Internationale Medien berichten überwiegend skeptisch bis neugierig. Für Bürgerinnen und Bürger könnten sich schnellere Akteneinsicht, nachvollziehbare Kriterien und standardisierte Dokumentation ergeben, sofern die Systeme erklärt, auditiert und rechtlich verankert sind. Für Parlamente bietet sich die Möglichkeit, Routinearbeiten wie Protokolle, Recherche und Entwürfe zu automatisieren, jedoch nur mit klaren Leitplanken zu Verantwortlichkeit, Quellenprüfbarkeit und Datenschutz.

Diella, Albaniens KI-Ministerin, symbolisiert die Verbindung von Tradition und technologischer Zukunft.

Quelle: says.com

Diella, Albaniens KI-Ministerin, symbolisiert die Verbindung von Tradition und technologischer Zukunft.

Fazit und offene Fragen

Die Schlagzeile von der "schwangeren" KI-Ministerin ist ein Aufmerksamkeitsanker. Der Kern ist ein politisch-administratives Experiment: 83 spezialisierte KI-Assistenten sollen Albaniens Parlaments- und Vergabearbeit stützen. Ob daraus ein Vorbild für "Algorithmic Governance" oder ein warnendes Beispiel wird, hängt von Rechtssicherheit, Rechenschaft und technischer Qualität ab, nicht von Metaphern. Offene Fragen betreffen die Regelung von Befugnissen, Haftung und Einspruchsrechten bei Diella-Vorlagen in Vergaben, da ein offizieller, prüfbarer Rechtsrahmen fehlt. Zudem ist unklar, wer Modelle, Trainingsdaten und Prompt-Templates auditiert, insbesondere bei möglicher Abhängigkeit von Microsoft/Azure/OpenAI-Diensten. Auch der Zeitplan und die Qualitätssicherung für den Rollout der 83 Assistenten sind noch nicht detailliert bekannt.

Die Einführung der KI-Ministerin Diella soll die Korruption in Albanien bekämpfen.

Quelle: rfi.fr

Die Einführung der KI-Ministerin Diella soll die Korruption in Albanien bekämpfen.

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