Scale AI: Entlassungen nach Meta-Investition

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Lisa Ernst · 23.10.2025 · Technik · 5 min

Wenige Wochen nach Metas milliardenschwerem Einstieg bei Scale AI folgten groß angelegte Entlassungen und die Schließung eines gesamten Teams. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Ereignisse, basierend auf verfügbaren Informationen, und trennt belegte Fakten von offenen Fragen.

Einführung

Scale AI ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das sich auf die Kuratierung von Daten für Künstliche Intelligenz spezialisiert hat. Menschen markieren, sortieren und prüfen große Datenmengen, um KI-Modellen das Lernen zu ermöglichen. Meta, der Konzern hinter Facebook, investierte 2025 einen Milliardenbetrag in Scale AI. Gleichzeitig wechselte Gründer Alexandr Wang zu Meta, um eine neue Superintelligence-Einheit zu leiten, während Scale AI formal eigenständig blieb. Die hier thematisierten "Layoffs" umfassen sowohl Entlassungen festangestellter Mitarbeiter als auch die Beendigung von Verträgen mit Auftragnehmern.

Chronologie der Ereignisse

Am 21. Mai 2024 sammelte Scale AI 1 Milliarde US-Dollar bei einer Bewertung von rund 13,8 Milliarden US-Dollar ein. Am 12./13. Juni 2025 investierte Meta 14,3 Milliarden US-Dollar in Scale AI. Laut Reuters erwarb Meta damit einen Minderheitsanteil von 49 % bei einer Bewertung von 29 Milliarden US-Dollar. Gründer Alexandr Wang wechselte zu Meta, blieb aber im Board von Scale AI; Jason Droege wurde Interim-CEO. Am 16. Juli 2025 kündigte Scale AI die Entlassung von rund 14 % der Belegschaft (etwa 200 Festangestellte) und die Beendigung von Verträgen mit rund 500 globalen Auftragnehmern an. Als Gründe wurden Überexpansion und ein Umbau der GenAI-Organisation genannt. Mitte Oktober 2025 schloss Scale AI eine gesamte Contractor-Einheit ("New Projects Organization") in Dallas, die mehr als ein Dutzend Personen umfasste. Dies wurde mit einem Shift zu "Expert-Work" begründet; Betroffene wurden auf die eigene Gig-Plattform verwiesen.

Analyse und Kontext

Metas hohe Investition in Scale AI ist durch die zentrale Rolle von Daten als "Treibstoff" für KI-Modelle motiviert. Scale AI ist ein wichtiger Anbieter von kuratierten Trainings- und Evaluationsdaten. Zudem möchte Meta mit Alexandr Wangs Expertise die Entwicklung von "Superintelligence" beschleunigen. Die Partnerschaft birgt jedoch auch Risiken: Wettbewerber von Meta könnten zögern, ihre Datenpipelines über einen Meta-nahen Anbieter laufen zu lassen. Die Entlassungen bei Scale AI sind aus Unternehmenssicht ein Kurswechsel: Es wird eine Verlagerung von breiten "Generalist"-Aufgaben hin zu anspruchsvolleren "Expert"-Aufträgen mit höheren Qualitätsanforderungen beobachtet. Dieses Muster findet sich auch bei anderen Anbietern. Für die tausenden Gig-Worker, die solche Plattformen tragen, bedeutet dies potenziell weniger, aber anspruchsvollere Jobs, was die ohnehin kritisierten Arbeitsbedingungen weiter beeinflussen könnte.

Quelle: YouTube

Faktenprüfung

Belegt ist, dass Meta 14,3 Milliarden US-Dollar investierte, was einer Bewertung von rund 29 Milliarden US-Dollar und einer Minderheitsbeteiligung entspricht. Alexandr Wang wechselte zu Meta, während Scale AI eigenständig blieb. Am 16. Juli 2025 kündigte Scale AI den Abbau von etwa 200 Festangestellten (ca. 14 %) und 500 Contractors an, verbunden mit einer Reorganisation der GenAI-Teams. Mitte Oktober 2025 wurde die Dallas-Einheit (NPO) geschlossen, begründet mit dem Shift zu "Expert-Work". Unklar bleibt die exakte Rolle des Meta-Deals bei Kundenreaktionen. Berichte über Projektstopps bei Dritten (z. B. Google) sind nicht umfassend bestätigt und teils hinter Bezahlschranken. Belastbar ist lediglich, dass Marktverwerfungen nach dem Deal diskutiert werden. Die Behauptung, Meta habe Scale vollständig übernommen, ist falsch; es handelt sich um eine große Minderheitsbeteiligung, und Scale AI bleibt unabhängig.

Das Logo von Scale AI, dem Unternehmen, das nach einer Meta-Investition Entlassungen vornahm.

Quelle: msn.com

Das Logo von Scale AI, dem Unternehmen, das nach einer Meta-Investition Entlassungen vornahm.

Reaktionen und Gegenpositionen

Scale AI betonte nach dem Deal seine Unabhängigkeit und kündigte an, weiterhin für verschiedene Labore und Sektoren zu arbeiten. Jason Droege übernahm interimistisch die Führung, während Wang zu Meta wechselte. Medienberichte legen nahe, dass die Entlassungen vor allem die überdehnte GenAI-Organisation betrafen. Restrukturiert wurden Pods/Teams, Vertriebsstrukturen und Contractor-Netze. Arbeits- und Tech-Beobachter weisen auf Spannungen zwischen Milliardenkapital und prekären Datenjobs hin. Die Kritik an Gig-Work in der KI-Wertschöpfungskette ist nicht neu, erhält aber durch den Meta-Deal neue Sichtbarkeit.

Ein Meta-Gebäude, das die Präsenz des Investors im Kontext der Scale AI-Entlassungen symbolisiert.

Quelle: economictimes.indiatimes.com

Ein Meta-Gebäude, das die Präsenz des Investors im Kontext der Scale AI-Entlassungen symbolisiert.

Auswirkungen und Empfehlungen

Für Unternehmen, die Daten-Ops auslagern, ist es ratsam, Lieferkettenrisiken zu prüfen. Die Abhängigkeit von einem Anbieter, der eng mit einem Big Tech-Unternehmen verflochten ist, kann Governance- und Wettbewerbssensibilitäten auslösen. Für Data-Labeler und Prompt-Spezialisten verschiebt sich der Markt hin zu höher qualifizierter "Expert"-Arbeit. Es empfiehlt sich, in Domänenwissen (z. B. Medizin, Recht, Automotive) und Qualitätssicherung zu investieren, anstatt nur generische Annotationen anzubieten. Für die eigene Einordnung ist es wichtig, Primärquellen und seriöse Sekundärberichte zu nutzen, auf das Datum zu achten und Fakten von Spekulationen zu trennen. Unternehmensposts, Nachrichtenagenturen und Gerichts-/Regulierungsunterlagen können hier als Startpunkt dienen.

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Offene Fragen

Wie stabil bleibt Scales Rollenverständnis zwischen Unabhängigkeit und Meta-Nähe, und wie reagieren Wettbewerber wie Google, OpenAI oder xAI langfristig? Hierzu gibt es Berichte, aber keine belastbare Gesamtschau. Wie entwickeln sich Arbeitsbedingungen und Einkommen der globalen Datenarbeitskräfte im "Expert-Shift"? Forschung und Reportagen mahnen strukturelle Risiken an, belastbare Paneldaten fehlen jedoch. Kommt es zu einer regulatorischen Prüfung des Deals (Wettbewerb, Datenzugriffe)? Reuters sah früh potenzielle Fragen, offizielle Verfahren sind – sofern existent – noch nicht final dokumentiert.

Symbolbild für Entlassungen: Ein Roboterarm hält eine Kündigung in einem Büro.

Quelle: capacitymedia.com

Symbolbild für Entlassungen: Ein Roboterarm hält eine Kündigung in einem Büro.

Fazit

Große Deals beschleunigen und verdichten Veränderungen. Nach Metas Einstieg hat Scale AI schnell umstrukturiert: Personalabbau, Fokus auf höherwertige Datenarbeit und Neuordnung der GenAI-Teams. Für Unternehmen bedeutet dies, Quellen sauber zu prüfen, Abhängigkeiten in der Daten-Supply-Chain zu managen und in Expertise zu investieren. Was belegt ist, steht fest – doch die mittelfristigen Folgen für Wettbewerb, Belegschaften und Qualität der KI-Daten bleiben eine offene Beobachtungsaufgabe.

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