OpenAI Atlas: Browser-Funktionen erklärt

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Lisa Ernst · 22.10.2025 · Technik · 5 min

OpenAI hat mit ChatGPT Atlas einen eigenen KI-Browser gestartet. Dieser Artikel beleuchtet die Funktionen, die strategische Bedeutung und die praktischen Auswirkungen von Atlas, der als direkte Konkurrenz zu etablierten Browsern und Suchmaschinen positioniert wird.

Einführung

Am 21. Oktober 2025 stellte OpenAI seinen KI-Browser ChatGPT Atlas vor. Zunächst für macOS verfügbar, sind Versionen für Windows, iOS und Android angekündigt. Atlas integriert ChatGPT tief in die Browser-Erfahrung und bietet Funktionen wie eine Seitenleiste mit ChatGPT sowie einen „Agent Mode“, der Aufgaben auf Websites eigenständig erledigen kann. Dieser Modus ist aktuell als Preview für Plus-, Pro- und Business-Nutzer verfügbar. Medien wie Le Monde, The Verge und Reuters interpretieren diesen Schritt als direkte Herausforderung für Googles Browser- und Suchdominanz.

Funktionen und Aktueller Stand

ChatGPT Atlas ist ein vollwertiger Webbrowser, der ChatGPT nahtlos integriert. Nutzer können Webseiten wie gewohnt besuchen, aber jede Seite direkt zusammenfassen, erklären oder weiterverarbeiten lassen. Die Seitenleiste „Ask ChatGPT“ öffnet sich in jedem Fenster und ermöglicht es Atlas, Fragen zum Inhalt zu beantworten, Produkte zu vergleichen oder Daten aus Tabellen zu extrahieren (chatgpt.com/atlas). Ein optionales Feature namens „Browser Memories“ speichert kontextuelle Fakten aus dem Surfverhalten, um zukünftige Antworten zu personalisieren. Die Speicherung ist opt-in und kann jederzeit eingesehen, archiviert oder gelöscht werden (help.openai.com). Der „Agent Mode“ kann nach Bestätigung Tabs öffnen, klicken, Formulare ausfüllen und Aufgaben wie Reise-Recherchen oder Einkaufsvorbereitungen übernehmen (openai.com).

Am 21. Oktober 2025 wurde Atlas offiziell vorgestellt und global für macOS freigegeben. Weitere Plattformen sind angekündigt (openai.com, theverge.com). Reuters berichtet, dass Atlas KI-Funktionen wie Inhaltszusammenfassung und automatisierte Web-Aktionen bündelt und damit direkt gegen Chrome positioniert ist (reuters.com). Le Monde und The Guardian betonen die Kampfansage an Googles Marktanteile und die Kombination aus Chat- und Agent-Funktionen (lemonde.fr, theguardian.com). OpenAI nennt auf der Produktseite Split-View (Webseite + Chat nebeneinander), Inline-Textbearbeitung („cursor chat“) und neue Datenschutzsteuerungen (openai.com). Hilfeartikel beschreiben die Einrichtung, den Import von Lesezeichen/Passwörtern und das Incognito-Verhalten (help.openai.com, help.openai.com).

OpenAI's 'Atlas' könnte die Art und Weise, wie wir das Web nutzen, grundlegend verändern.

Quelle: nau.ch

OpenAI's 'Atlas' könnte die Art und Weise, wie wir das Web nutzen, grundlegend verändern.

Strategische Bedeutung

Ein eigener Browser ist für OpenAI strategisch, da die Kontrolle über die Schnittstelle zum Web Aufmerksamkeit, Datenflüsse und Produktintegration steuert (wired.com). Atlas rückt Chat-Ergebnisse an die erste Stelle und verlagert klassische Linklisten in sekundäre Reiter, was die Google-Logik umkehrt und auf „Aufgaben statt Trefferlisten“ abzielt (theverge.com). Konkurrenz existiert bereits: Google integriert Gemini tiefer in Chrome, Perplexity bietet „Comet“, und auch Brave/Opera bauen KI-Funktionen aus (theverge.com, wired.com). Reuters verweist auf 800 Millionen wöchentliche ChatGPT-Nutzer als Hebel und auf die Möglichkeit, dass sich Werbemärkte vom klassischen Suchanzeigenmodell lösen könnten (reuters.com).

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Kritische Betrachtung

Belegt ist, dass Atlas als macOS-Browser verfügbar ist und Windows/iOS/Android angekündigt sind. Der Agent Mode startet als Preview für Plus/Pro/Business; Seitenleiste, Split-View und Inline-Textbearbeitung sind zentrale Features (openai.com, theverge.com). Browser Memories sind optional, einsehbar und löschbar; das Training mit Webinhalten ist per Toggle „Include web browsing“ standardmäßig deaktiviert und von Diagnoselogs getrennt (help.openai.com).

Unklar ist, wie zuverlässig der Agent komplexe Multi-Step-Tasks im Alltag meistert. OpenAI spricht von einer frühen Preview und möglichen Fehlern, die schnell verbessert werden sollen (openai.com). Konkrete Termine für Windows/iOS/Android bleiben offen („coming soon“) (theverge.com).

Falsch oder irreführend ist die Annahme, „Atlas ersetzt Google-Suche komplett“. Atlas priorisiert dialogische Antworten, bietet aber weiterhin Reiter mit Links/News/Bildern und ist kein Monopol-Ersatz für die Websuche (openai.com). Auch die Behauptung „Agent Mode ist für alle kostenlos“ ist falsch; er ist in der Preview an bezahlte Pläne gebunden (openai.com). Die Aussage „OpenAI nutzt automatisch deinen Browserverlauf fürs Training“ ist ebenfalls falsch; das Training mit Webinhalten ist standardmäßig deaktiviert und muss aktiv eingeschaltet werden (help.openai.com).

KI-Assistenten wie ChatGPT könnten das Online-Shopping revolutionieren.

Quelle: 20min.ch

KI-Assistenten wie ChatGPT könnten das Online-Shopping revolutionieren.

The Guardian betont Personalisierung und Datenschutzkontrollen, verweist aber auch auf Unsicherheiten bei Drittparteien und Memories (theguardian.com). The Verge hebt die Umkehr der Suchlogik sowie die Kontinuität früherer Agent-Experimente hervor und bleibt vorsichtig, was die Alltagstauglichkeit angeht (theverge.com). Wired ordnet Atlas als „boldest play“ ein und vergleicht ihn mit AI-Funktionen in Chrome und Edge (wired.com). Reuters betont die Marktdynamik und mögliche Auswirkungen auf Werbebudgets (reuters.com).

Microsoft Edge bewirbt sich als KI-gestützter Browser, der intelligenteres Suchen ermöglicht – ein Beispiel für die Integration von KI in moderne Webbrowser.

Quelle: user-added

Microsoft Edge bewirbt sich als KI-gestützter Browser, der intelligenteres Suchen ermöglicht – ein Beispiel für die Integration von KI in moderne Webbrowser.

Praktische Anwendung

Für Nutzer, die viel recherchieren, vergleichen oder formulieren, kann die Seitenleiste Zeit sparen: Text markieren, umschreiben lassen, Quellen sammeln und den Agenten Routinetätigkeiten erledigen lassen. Es ist jedoch wichtig, die Ergebnisse wie bei jeder KI zu prüfen (openai.com). Für den Einstieg: Download auf macOS, dann Lesezeichen/Passwörter importieren; die Hilfe beschreibt jeden Schritt (chatgpt.com/atlas, help.openai.com). Browser Memories sollten nur bei Bedarf eingeschaltet werden; Data Controls und Incognito erklären, was gespeichert wird und wie es gelöscht werden kann (help.openai.com). Zur Einordnung von Antworten helfen parallele Quellenchecks, z. B. verifizierte Medienberichte (theverge.com, theguardian.com, reuters.com).

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Offene Fragen betreffen die Geschwindigkeit der Verfügbarkeit von Atlas für Windows, iOS und Android sowie den Funktionsumfang auf diesen Plattformen. „Coming soon“ bleibt vage (openai.com, theverge.com). Die Robustheit des Agenten in komplexen Workflows außerhalb von Demos und Sicherheitsgrenzen bei Logins/Passkeys sind weitere Punkte. OpenAI dokumentiert Schutzmaßnahmen, doch unabhängige Langzeittests stehen aus (help.openai.com). Die mittelfristigen Folgen für Such- und Werbemärkte sind ebenfalls noch unklar; Reuters skizziert Szenarien, aber belastbare Zahlen fehlen kurz nach dem Start (reuters.com).

Atlas verlagert die Webnutzung von „Tippen und Klicken“ zu „Fragen und Ausführen lassen“. Dies ermöglicht einen schnelleren Weg von der Idee zum Ergebnis, vorausgesetzt, die Kontrolle über Daten und Qualität wird beibehalten (openai.com, help.openai.com). Für alle, die recherchieren, schreiben oder organisieren, bietet Atlas ein starkes Werkzeug, das jedoch die Pflicht zur Prüfung der Ergebnisse und zur bewussten Steuerung des Datenschutzes mit sich bringt.

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